Deutsche Autos gewinnen Kopf-an-Kopf-Rennen

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Die Goldene TÜV-Plakette für das beste Auto 2014 geht an einen deutschen Hersteller. Im Report des Verbands der Technischen Überwachungsvereine (VdTÜV) belegen heimische und japanische Automarken die Spitzenplätze. Autobauer aus Frankreich und Italien wurden von der starken Konkurrenz deklassiert.

Jubel in Rüsselsheim und Saragossa: Der Opel Meriva – geplant in Deutschland, zusammengebaut in Spanien – ist der beste Gebrauchtwagen 2014. Der TÜV-Report 2014 kürte den deutschen Van unter 217 verschiedenen Modellen zum Testsieger. In allen Kategorien machten Autos aus Deutschland und Japan die Sieger unter sich aus – mit weitem Vorsprung vor den Herstellern aus Frankreich und Italien.

"Die deutsche Fahrzeugindustrie hat hervorragend abgeschnitten", sagte Klaus Brüggemann, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des VdTÜV, bei der Vorstellung der Reports in Berlin. Die deutschen Automarken lieferten sich wie in den vergangenen Jahren ein spannendes Duell mit der Konkurrenz aus Fernost. In allen Kategorien des TÜV-Reports tauchen unter den besten zehn nur deutsche und japanische Hersteller auf. Neben Mazda und Toyota sind vor allem die Luxusschlitten von Porsche, BMW und Audi ganz vorne dabei. Hartmut Müller-Gerbes, Chefredakteur des AutoBild TÜV Reports sprach den deutschen Autobauern ein großes Lob aus: „Für die deutschen Hersteller steht Qualität an vorderster Stelle. Das schlägt sich in den guten Ergebnissen beim TÜV nieder.“

Für den deutschen Straßenverkehr bedeuten die Erkenntnisse des TÜV vor allem eines: Sicherheit. Zwischen Juli 2012 und Juni 2013 wurden acht Millionen Hauptuntersuchungen statistisch erfasst und anschließend ausgewertet. 60 Prozent aller getesteten Fahrzeuge wiesen keinerlei Mängel auf,  bei etwa 14 Prozent aller Autos waren die Mängel „gering“. In einem Viertel der Fälle wurde wegen  „erheblicher Mängel“ keine TÜV-Plakette verliehen. Lediglich 0,1 Prozent aller PKW fielen wegen Verkehrsunsicherheit komplett durch. Eine Zahl, die Brüggemann aber keinesfalls unterschätzt: „0,1 Prozent sind hochgerechnet etwa 20 bis 40 000 Fahrzeuge“, die illegal auf deutschen Straßen unterwegs waren.

Sicherheit und Qualität trotz Modulbauweise

"Immer mehr Modelle müssen in immer kürzeren Abständen auf den Markt gebracht werden", sagte Müller-Gerbes über den derzeitigen Wettbewerb auf dem Automarkt. Nahezu alle Hersteller versuchen beim Bau verschiedener Fahrzeug-Klassen möglichst viele gleiche Teile zu verwenden und greifen deswegen auf ein und denselben Grundbausatz zurück. Dadurch sollen Entwicklungs- und  Einkaufskosten gedrückt und Fertigungszeiten verkürzt werden. Das Ergebnis: Autotypen eines Herstellers, die von außen betrachtet nicht unterschiedlicher sein könnten, aber unter dem Blech ein identisches Skelett haben.

Die Testergebnisse sind für Müller-Gerbes der Beweis, dass sich die Baukasten- und Modulbauweise der deutschen Autoindustrie „hervorragend“ mit Qualität und Sicherheit vereinbaren ließe. Der Testsieger stehe dafür exemplarisch. An ihm habe vor allem die „Verlässlichkeit“ überzeugt, erklärte Müller-Gerbes schwärmerisch und ließ sich zu einer „Kaufempfehlung“ hinreißen.

Autos in Deutschland erreichen Renten-Niveau

Ein weiterer Trend, der sich aus dem TÜV Report 2014 ergibt: Auch die Autos passen sich dem demographischen Wandel in Deutschland an und werden immer älter. Während 2003 das Durchschnittsalter eines PKW noch 7,4 Jahre betrug, waren Autos im Jahr 2013 im Durchschnitt bereits 8,7 Jahren Jahre alt.

Dieser Trend belegt Brüggemann zufolge, dass vor allem deutsche und japanische Fahrzeuge immer länger halten. Ob sich die Verkäufer von Neuwagen über diese Erkenntnis jedoch genauso freuen wie die Wagenlenker, darf bezweifelt werden. Für Brüggemann ist das zunehmende Alter der  PKW aber aus einem anderen Grund problematisch: ältere Autos weisen mehr Sicherheitsmängel auf und stellen somit eine größere Gefahr dar als Neuwagen. 33 Prozent aller über zehnjährigen Fahrzeuge bestehen den TÜV nicht.

Überhaupt werde der Zustand eines Autos laut Müller-Gerbes mit zunehmenden Alter maßgeblich von der Pflege durch den Fahrzeugbesitzer beeinflusst. So ließe sich auch erklären, warum gerade Porsche bei den älteren Autos am besten abschneidet.

Italienische und französische Autos abgehängt

Ein geradezu desaströses Ergebnis bescheinigt der TÜV-Report italienischen und französischen Herstellern. In allen Altersklassen finden sich ihre Fahrzeuge vornehmlich unter den letzten zehn wieder. Dabei sind italienische und französische Autos sogar „Verkaufsschlager“, wie Müller-Gerbes bestätigt – vor allem in ihren Herkunftsländern. „Dennoch bleibt die Erkenntnis, dass langlebige Qualität und damit der problemlose Gang zum TÜV nicht die Stärke dieser Autoschmieden ist.“

Doch auch für die deutschen Hersteller gab es vereinzelt Tadel. Einige Fahrzeugklassen der Firma Opel seien noch immer "Sorgenkinder", meinte Müller-Gerbes. In der Kategorie der acht- und neunjährigen Fahrzeuge darbt eine deutsche Geländelimousine sogar auf dem letzten Platz. 

Hintergrund

Für die neuen statistischen Erhebungen hatte der TÜV die Auswahlkriterien modifiziert. Dies war wegen einer Novellierung der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) notwendig geworden. Zu geringer Reifendruck stellte 2013 nur noch einen geringen Mangel dar, während defekte Nebelschlussleuchten und falsch eingestellte Scheinwerfer nun zu den erheblichen Mängeln zählen. Damit ist der TÜV-Report 2014 nicht eins zu eins mit den Berichten der Vorjahre zu vergleichen. Dies erklärt auch, warum der Vorjahressieger von VW im TÜV-Report 2014 gar nicht mehr in den Top Ten auftaucht.


Patrick Stief

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